Das System der Krankenversicherung in den USA ist sehr kompliziert. Anders als in den meisten Industriestaaten gibt es kein einheitliches staatliches Gesundheitswesen, sondern verschiedene private und staatliche Systeme.
Da die Behandlung auf höchsten medizinischen Niveau stattfindet, gehören die Kosten zu den höchsten in der Welt. Dazu trägt auch bei, dass amerikanische Ärzte und medizinische Einrichtungen bei Fehlern auf hohen Schadenersatz verklagt werden können. Dadurch sind die meisten amerikanischen Ärzte sehr gründlich und neigen zur Rückversicherung, was die Kosten noch mehr erhöht. Große Teile der amerikanischen Bevölkerung haben überhaupt keine Krankenversicherung.
Wie ist das System der Krankenversicherung in den USA aufgebaut?
Private Krankenversicherung
Ungefähr Zweidrittel aller Amerikaner sind privat gegen Krankheit versichert. Der überwiegende Teil erhält eine private Versicherung über den Arbeitgeber. Etwa 9 Prozent verfügen über eine eigene private Krankenversicherung. Meistens handelt es sich dabei um Freiberufler und Selbständige.
Medicare
Das ist eine staatliche Krankenversicherung für alle Amerikaner älter als 65 Jahre oder solche mit einer anerkannten Behinderung. Unter Medicare sind mehr als 40 Millionen Amerikaner versichert.
Medicaid
Diese staatliche Krankenversicherung ist für einkommensschwache Bürger gedacht. Die Kosten für diese Krankenversicherung werden sich von der Union und den Bundesstaaten geteilt. Jeder Bundesstaat legt eigene Voraussetzungen für bezugsberechtigte Personen fest. Meist geht es dabei um eine Einkommensgrenze.
Tricare
Das ist eine staatliche Krankenversicherung für Soldaten, pensionierte Soldaten und deren unterhaltsberechtigten Angehörigen. Den Schutz von Tricare können ungefähr 5 Millionen Amerikaner in Anspruch nehmen.
Daneben gibt es noch landesweite oder bundesstaatliche Programme für amerikanische Ureinwohner, Schwangere und andere Gruppen.
Ein großer Teil der Bevölkerung ist überhaupt nicht krankenversichert. Das liegt in den meisten Fällen daran, dass sie zu viel verdienen, um unter das staatliche Medicaid Programm zu fallen, aber zu wenig, um sich eine private Krankenversicherung leisten zu können. Obwohl 2014 die Versicherungspflicht eingeführt wurde und einkommensschwache Bürger staatliche Zuschüsse zur Krankenversicherung erhalten (Obamacare), sind immer noch 29 Millionen Amerikaner ohne Krankenversicherung.
EMTALA
Diese Abkürzung steht für Emergency Medical Treatment And Labor Act, ein Gesetz, das 1986 verabschiedet wurde und unversicherten oder einkommensschwachen Personen eine Grundversorgung in medizinischen Notfällen bietet. Fast alle amerikanischen Krankenhäuser nehmen am EMTALA Programm teil und mehr als die Hälfte aller Behandlungen in Notaufnahmen und Intensivstationen fallen unter dieses Gesetz. Da die medizinischen Einrichtungen die Kosten der Behandlung selbst tragen müssen, werden sie auf die anderen Patienten mit einer Krankenversicherung umgelegt, ein weiterer Umstand, der die Behandlungskosten in die Höhe treibt.
Was bedeutet diese Situation für den Touristen?
Ein Krankheitsfall in den USA kann sehr teuer werden. Reisende sollten daher rechtzeitig vor dem Flug eine Auslandskrankenversicherung abschließen. Am besten ist eine Police, in der ausdrücklich der Rücktransport nach Deutschland vereinbart wird. Falls es notwendig wird, erfolgt der in der Regel mit einem speziellen Ambulanzflugzeug.
Was tun, wenn ein Arztbesuch notwendig wird?
In der Regel muss der Reisende die Kosten dafür im Voraus bezahlen und bekommt sie dann bei der Rückkehr nach Deutschland von der Auslandskrankenversicherung erstattet. Experten raten von Barzahlung ab und empfehlen, besser eine Kreditkarte zu verwenden.
Auf jeden Fall sollte sich der Tourist nicht nur eine Quittung über die Kosten geben lassen, sondern eine detaillierte Aufstellung, welche Maßnahmen durchgeführt wurden, welche Medikamente verschrieben wurden (mit Wirkstoff) und wie viel was gekostet hat. Ganz wichtig ist auch der „diagnosis code“ und der „procedure code“, welcher auf der Rechnung stehen muss. Diese reichen Sie dann nach der Rückkehr in Ihrer Krankenkasse ein und bekommen die entstandenen Kosten somit erstattet.
Allerdings ist es durchaus möglich das die Krankenkassen eigene Formulare haben die Sie dann vom zuständigen Arzt ausfüllen bzw. unterschreiben lassen müssen. Dies müssten Sie vor Antritt der Reise noch bei Ihrer Krankenkasse nachfragen. Vor Beginn der Behandlung empfiehlt es sich, auf einen Kostenvoranschlag zu bestehen.
Wie ist der Bedarf von Medikamenten geregelt?
Wenn der Arzt Medikamente verschreibt, muss eine Kopie des Rezepts aufgehoben und bei der Versicherung eingereicht werden. Empfehlenswert ist auch, die Packung selbst aufzuheben, damit der weiter behandelnde Arzt in Deutschland weiß, was in welcher Dosierung genommen wurde.
Medikamente gibt es in Drogerien (Drug Store) und Apotheken (Pharmacy). Anders als in Deutschland haben auch viele Supermärkte Abteilungen, in denen sogar rezeptpflichtige Medikamente angeboten werden.
Was, wenn ein Aufenthalt in einem Krankenhaus nötig wird?
Das ist einer der schlimmsten Fälle, die bei einer USA Reise passieren können. Selbst für einen kurzen Aufenthalt können die Kosten mehrere Tausend Dollar betragen. Dadurch ist eine Vorausbezahlung der Kosten den meisten nicht möglich.
Vor der Aufnahme ins Krankenhaus muss der Reisende daher unbedingt mit seiner Auslandskrankenversicherung in Kontakt treten, um die Frage der Übernahme der Kosten zu klären.
Alle Versicherungen haben für solche Anlässe Notfallnummern, die rund um die Uhr erreichbar sind. Neben den persönlichen Angaben wird auch die Nummer der Versicherungspolice benötigt.